schlechter Tag als Ergotherapeutin

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schlechter Tag - eine Chance

schlechter Tag - eine Chance

Der schlechte Tag – eine Chance!

 
Neulich hatte ich einen richtig schlechten Tag. Gesamte Küche mit Müll übersäht (Danke Hund). Diskussion mit dem Partner. Essen angebrannt. Weiße Arbeitshose bekleckert. Termin mit Klientin falsch geplant… Ich war durch.
 
Am liebsten hätte ich mich mit einem Tee und einer warmen Decke aufs Sofa verkrochen. Doch an diesem Tag hatte ich einige Klient*innen geplant. 
 
Solche Tage hat jede (Ergo)-Therapeut*in. Wir sind Menschen. Und manchmal läuft es einfach nicht rund. Gleichzeitig ist unsere Arbeit sehr fordernd und verlangt von uns präsent und empathisch zu sein und Lösungen für die Probleme der Klient*innen zu finden.
Es ist nicht leicht selbst kraftlos zu sein und doch eine Unterstützung für andere zu bieten.
 
Hier ein paar Anregungen für den Umgang:
 
  • - Eigenen Anspruch an die Therapie senken
  • - Vor jedem Klienten kurz sammeln, atmen
  • - In der Therapie bewusst im Moment sein
  • - Mit Klient*innen etwas tun, was einem selber auch guttut (Wasser/Tee trinken, Dehnungsübung,     Atemübung)
  • - Langsam agieren, statt hektisch und fahrig zu werden
  • - Für Fehler entschuldigen
  • - Pause machen (statt Bericht schreiben o.Ä.)
  • - Bewusst machen, dass wir im Umgang mit Schwierigkeiten ein Model für Klienten sein können
 
An dem Tag, an dem so Vieles schlecht begann setzte ich tatsächlich die oben genannten Punkte um. 
Wenn ich spürte, dass Stress in mir aufstieg und ich hektisch wurde, brachte ich mich wieder bewusst zu mir selbst ins hier ins jetzt zurück. Das mache ich in dem ich innehalte und achtsam atme. Sobald ich spürte, dass ich ruhiger wurde, besann ich mich wieder auf den Moment. 
 
In jeder Therapie war ich ganz da, ohne mich auf den Kopf zu stellen. Es gibt Tage, an denen ich Energie und Umsetzungskraft ausstrahle. Da ist es für mich leicht meine Klient*innen zu motivieren und Probleme an den Hörnern zu packen. Und es gibt Tage, an denen eher die leisen Töne anklingen. Wo Raum für ein ruhiges Gespräch entsteht oder sich ohne Druck etwas entwickelt. Beides ist ok. Beides ist wertvoll.
 
Eine 96 jährige Klientin bot mir ein Glas Wasser an, ich nahm gerne an und sah wie erfüllend es für sie war etwas für mich tun zu können; ihre Rolle als „Gastgeberin“ zu leben.
 
Ich entschuldigte mich bei der Klientin, dessen Termin ich vermasselt hatte. Diese Dame hadert sehr damit, dass ihre Leistungsfähigkeit rapide abnimmt und setzt sich selbst unter Druck. Bei ihr steht das Coping und die Akzeptanz im Vordergrund der Therapie. Durch ein ehrliches Zugeben meines Fehlers sieht sie, dass auch ich Fehler mache. In der nächsten Therapie sprachen wir darüber und sie sagte, dass es ihr hilft, wenn andere nicht perfekt sind, Ihre eigenen Fehler gelassener zu akzeptieren.  
 
In meiner Pause, machte ich wirklich Pause. Ich schrieb keinen Bericht und bereitete nicht die nächste Therapie vor, sondern lief ein paar Schritte zu einer Bank mit Aussicht und ließ den Weitblick auf mich wirken.
 
Am Ende des Arbeitstages blickte ich zurück und erkannte, dass die positiven Momente überwogen und machte es mir mit einer warmen Decke auf dem Sofa gemütlich

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